Es gibt in der unternehmerischen Praxis wenig geeignete Hilfsmittel für das Zusammenstellen von Teams. Vielfach ist auch der Nutzen vieler Tests gering, mit deren Hilfe das ideale Team gefunden werden soll. Nur in den wenigsten Fällen führt die Formel »man nehme einen Fachmann, einen Visionär, einen Organisator und einen Kommunikator, und fertig ist das optimale Team« zum Ziel.
Häufig wird jedoch genauso verfahren, weil die Entscheidung, Teamarbeit zu forcieren, oftmals über Nacht fällt. Entsprechend werden Teams kurzfristig formiert und sind von Tag eins mit Erwartungen konfrontiert, mehr zu leisten, als wenn jeder Mitarbeiter als Einzelkämpfer agieren würde. Denn, die Unternehmensführung erhofft sich von der Teamarbeit eine Steigerung der Produktivität. Bevor ein Team voll leistungsfähig ist, durchläuft es zunächst einen längeren Prozess der Selbstfindung. Dieser gliedert sich in vier Phasen:
Orientierungsphase der Teambildung (Forming)
In dieser Forming-Phase beschnuppern sich die Teammitglieder gegenseitig und versuchen zu ermitteln:
- Was können die neuen Kollegen?
- Welche Interessen verfolgen sie?
- Ist mit ihnen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich?
In dieser Phase empfinden sich die Teammitglieder noch nicht als Team.
Konfliktphase der Teambildung (Storming)
Diese Phase ist von Auseinandersetzungen geprägt. Es wird sozusagen die Rangordnung ausgefochten. Unter anderem geht es darum:
- Wer hat welche Aufgabe?
- Wer spielt welche Rolle im Team?
- Wie stark werden die unterschiedlichen Interessen berücksichtigt?
In der Storming-Phase kochen oft unterschwellige Konflikte im Unternehmen hoch. Teammitglieder können stärker mit Statuskämpfen als mit ihren Aufgaben beschäftigt sein.
Organisationsphase der Teambildung (Norming)
Die Wogen glätten sich allmählich. Die Teammitglieder entwickeln nun die Spielregeln für den Umgang miteinander. Zudem vereinbaren sie erste Maximen, an die sich alle beim Lösen der Aufgabe halten. Ein Team entfaltet allmählich seine Vorzüge, wenn es diesen Punkt erreicht hat.
Integrationsphase der Teambildung (Performing)
Erst in dieser Phase erzielt das Team bessere Ergebnisse, als wenn seine Mitglieder alleine arbeiten würden.
Das Team ist in den ersten drei Phasen weitgehend mit sich selbst beschäftigt. Im Vergleich zur Einzelarbeit fallen die Arbeitsergebnisse mager aus. Hier wird die Teamarbeit deshalb oft als zeitraubend und wenig effektiv erlebt – von den Teammitgliedern selbst und von ihrem Umfeld, das die lange Dauer für die Erledigung der Aufgaben bemängelt. Dies wirkt sich nicht nur kontraproduktiv auf die Stimmung im Team aus, sondern birgt auch die Gefahr, dass sich einzelne Teammitglieder aus der Teamarbeit verabschieden, bevor sie eigentlich begonnen hat.
Unternehmen sollten nicht der Illusion erliegen, in einem Team müssten alle Freunde sein, auch wenn es notwendig ist, dass sich die Teammitglieder für die gemeinsame Erledigung von Aufgaben zusammenraufen. Im Gegenteil: Eine zu grosse Kumpanei schmälert oft den Output, denn dadurch geraten Aufgabe und Arbeitsziel schnell aus dem Blick.
(Die männliche Form wurde aus Gründen der Vereinfachung gewählt und beinhaltet alle Geschlechter.)