Praxisnachfolge: Lebensplanung für die Zeit danach (Teil 2)

Praxisnachfolge: Lebensplanung für die Zeit danach | praxis- & personalberatung wohlmuth

Der Einstieg in die Praxisnachfolge fällt meist leichter, wenn die Übergebenden schon vorher eine neue Lebensaufgabe für sich gefunden haben. Diese muss Motivationsfaktoren ansprechen, die auch im Unternehmerdasein wichtig waren, sowie zur eigenen Person passen.

Wertvolle Lebensbereiche ausserhalb der Praxis erkennen

Für den Übergabeprozess ist es umso besser, je eher ein Praxisabgeber es schafft, sich von seiner Praxis emotional zu distanzieren. Für den Übergebenden ist es daher förderlich, wenn dieser neben der Praxis andere Lebensbereiche hat, die ihm Kraft und Energie geben. Diese Lebensbereiche können individuell und sehr unterschiedlich sein und finden sich beispielsweise im Freundeskreis, sozialen Netzwerk, ehrenamtlichen Engagement, der persönlichen Weiterentwicklung, Gesundheit, mentalen Frischer oder im Kulturbereich.

Die Motivation zur Übergabe kann aus diesem Bereich kommen. Es ist wichtig, die eigenen Antreiber zu kennen und sich dazu beispielsweise folgende Fragen zu stellen:

  • Was erfüllt mich und macht mir Freude?
  • Wie kann ich meine Motivation weiterleben?
  • Wozu bin ich nur selten gekommen und möchte es nun mehr tun?
  • Wie kann ich meine fachliche Expertise an andere weitergeben (zum Beispiel als Mentor, Beirat)?

Diese Aspekte werden beeinflusst von persönlichen Motiven und Treibern, wie in Teil 1 erwähnt. Wenn beispielsweise der innere Antreiber „Anerkennung“ beim Praxisabgeber ausgeprägt ist, wird er diesen Treiber auch nach der Übergabe weiterleben wollen. In welchen Projekten könnte Anerkennung gefühlt, gelebt, gesehen oder gehört werden? Eine oben genannte Arbeit in einem Beirat oder als Mentor könnte eine Form sein, diese Anerkennung für sich weiter zu erfüllen.

Ziele setzen für die Zeit nach der Übergabe

Wenn ein Praxisabgeber Ziele für die Lebensplanung nach der Zeit der Übergabe hat, dann ergeben sich daraus meist Motivation, Freude und Sinn. Dabei kommt es weniger darauf an, bis zu einem definierten Termin ein Ziel zu erreichen oder die Messbarkeit der einzelnen Ziele. Vielmehr können zum Beispiel das Erreichen oder das sich Angewöhnen guter Gewohnheiten ein Ziel sein, das Vertiefen von Wissen oder die Pflege von Beziehungen. Immer in dem Sinn, die eigenen inneren Treiber weiterhin leben zu können.

Dabei spielt die Rolle des Lebenspartners oder der Kinder ebenfalls hinein und führen beispielsweise zu folgenden Fragestellungen:

  • Wie können wir gemeinsam in die Zukunft gehen?
  • Welche Vorstellungen und Erwartungen gibt es bzw. haben wir?
  • Wie offen und direkt sprechen wir über das Thema innerhalb der Familie?

Dazu können sich für den Praxisabgeber hilfreiche Fragen zur aktiven Lebensplanung stellen:

  • Welchen Einfluss möchte ich nach der Übergabe noch in der Praxis haben (z. B. bei Überführung in ein MVZ oder an einen Investor)?
  • In welchen anderen Lebensbereichen kann der Praxisabgeber Einfluss leben?
  • Wie will der Praxisabgeber seine Freiräume gestalten und mit wem?
  • Welche Kontakte möchte der Praxisabgeber intensivieren? Welche reduzieren?
  • Welche neuen Kontakte möchte der Praxisabgeber knüpfen?

Als Praxisinhaber und -abgeber sollte man sich breiter aufstellen und in andere Lebensbereiche wie Familie, Freunde, Gesundheit, kulturelles Leben, Kreativität, Weiterentwicklung, soziales Engagement auch Zeit investieren. Dafür ist es wichtig, sich vom operativen Geschäft zu lösen und mehr und mehr Verantwortung abzugeben. Es benötigt eine emotionale Distanz, damit Entscheidungen im Sinne des zukünftigen Erfolges einer Praxis getroffen werden können. Bei Abgabe an einen Investor ist die Fragestellung nützlich, in welcher Rolle und Aufgabe man sich in klarer Absprache in der künftigen Praxis sieht und weiterführen möchte.

(Aus Vereinfachungsgründen und zur besseren Lesbarkeit wurde die männliche Form gewählt. Es sind selbstverständlich alle Geschlechter angesprochen.)

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